Seminar Interaktive Medien 2014/15
Prof. Daniel Fetzner /Ephraim Wegner

Gustav-Rée-Anlage | Ein Nicht-Ort in Offenburg

Die Bild- und Klanginstallation führt den Betrachter an einen abstrakten Ort und greift die Identitätslosigkeit der Gustav-Ree-Anlage auf, deren ursprüngliche anthropologische Funktion durch eine schleichende Entrückung nach und nach verloren ging. Betritt der Nutzer den Raum, bekommt er beim Verweilen einen Eindruck der Atmosphäre der die Gustav-Rée-Anlage vermittelt, welche in der audiovisuellen Umsetzung der Installation hervorgehoben werden soll. Die trostlose, unwirkliche Stimmung, die diesen Ort heute ausmacht, ist dabei eine Folge jahrzehntelanger Vernachlässigung. War die nach dem ehemaligen Bürgermeister benannte Parkanlage zum Zeitpunkt ihrer Entstehung noch zur Steigerung der städtischen Lebensqualität vorgesehen, hat sie heute ihre Bedeutung als ein Ort der Erholung und des kulturellen Austauschs verloren. Durch die Folgen von Vandalismus und zu hohen Instandhaltungskosten verkam die Anlage immer mehr zu dem was sie heute ist: Einem unwirtlichen und von Menschen weitgehend gemiedenen Platz. Dieser entspricht dem Gedankenkonstrukt eines Nicht-Ortes nach Marc Augé. Die Natur hat sich zurückgeholt, was ihr einst genommen wurde. Der Anblick von Rissen im trockenen Beton des Brunnens, aus den Fugen wuchernden Gewächsen und aus der Form geratenem Gestrüpp vermischt sich mit dem von mit Lack beschmierten Wänden und zurückgelassenen Scherben und sonstigem Unrat zu einem Bild, dass längst nicht mehr zum Verweilen an diesem ehemals belebten Ort einlädt.

Ebenfalls verweilen möchte man nicht in der darunter liegenden Tiefgarage, in die sich das Geschehen verlagert hat und mit der ein paralleler Nicht-Ort entstanden ist. Doch soll die Installation dem Nutzer gerade die Vielschichtigkeit der Wahrnehmungsebenen aufzeigen. Denn lässt man sich auf die Eindrücke ein, die eine solche auf den ersten Blick leer und leblos erscheinende Örtlichkeit hinterlässt, erschließt sich einem eine ganz eigenständig vorhandene Wirklichkeit und daraus resultierende Faszination für diese.

Definition Nicht-Ort:

Der Begriff Nicht-Ort (frz. non-lieu, engl. non-place) bezeichnet ein Gedankengebäude des französischen Anthropologen Marc Augé. Nicht-Orte sind insbesondere mono-funktional genutzte Flächen im urbanen und suburbanen Raum wie Einkaufszentren (Shopping Malls), Autobahnen, Bahnhöfe und Flughäfen. Der Unterschied zum traditionellen, insbesondere anthropologischen Ort besteht im Fehlen von Geschichte, Relation und Identität, sowie in einer kommunikativen Verwahrlosung. (Quelle: wikipedia.de)